Sprüche im Poesiealbum…
Am Wochenende erzählte mir meine Freundin von ihrem Poesiealbum und welche Sprüche im Poesiealbum so stehen. Das eine oder andere war recht niedlich, manches auch amüsant. Doch einen Spruch hatte sie sich gemerkt und wirkte noch heute:
„Sei wie das Veilchen im Moose,
bescheiden, sittsam und rein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.“
Wenn ein 9 jähriges Mädchen so eine „Lebensweisheit“ mit auf den Weg bekommt, was macht sie wohl daraus?!
Sicher hast Du schon eine Ahnung davon…:
Was sie daraus „macht“? Das erlebe ich täglich in meiner Arbeit, wenn Menschen bei mir sitzen und mir erklären, dass erstmal alle anderen dran sind, bevor sie an sich selber denken, schließlich sei sie ja nicht egoistisch, eher bescheiden und sonst noch viele Erklärungen. „Man“ macht sich also klein. So klein, dass „man“ gar nichts ausrichten kann, was bedeutet, Du kannst eine Situation, in der Du steckst, nicht ändern. Oder sollte es eher heißen, Du meinst, Du könntest sie nicht ändern?
Wie Glaubenssätze angelegt werden
Natürlich ist so ein Sprüchlein, geschrieben in einem Posiealbum alleine nicht der Grund für eine negative Wahrnehmung seiner selbst. Doch können so einige Sprüche im Poesiealbum mit einem Kinde wirklich etwas anstellen. Mit wie vielen negativen Programmen werden wir immer wieder konfrontiert und wie oft werden wir bewertet. Gerade in der Schule passiert das jeden Tag. Die Lehrer bewerten kleine Kinder, die Mitschüler tragen diese Bewertungen oft weiter, allzu oft gipfelt das im Mobbing…
Denn wir sind nur gut, wenn wir lieb sind und uns an die „Regeln“ halten. Wir sind nicht liebenswert, wenn wir es nicht tun. Vielleicht kennst Du das?!
Und es gab und gibt immer noch Erlebnisse, Dinge oder Programme, die uns klein halten, die uns glauben machen nicht gut genug zu sein und die dazu führen, dass wir uns Dinge nicht erlauben.
Was ist es bei Dir, was Du Dir nicht erlaubst? Das, was Dich immer wieder zurück oder gar klein hält? Was tut es mit Dir?
Schreibe mir bitte und ich hoffe, Du bist ebenso gespannt, wie ich, welche Antworten hier zusammen kommen…
Mir fallen dazu sofort 2 Sprüche ein, zwar nicht aus dem Poesiealbum, dafür aber doch ziemlich prägend.
1. „Wer nicht hören will, muss fühlen“ In doppelter Hinsicht einschränkend. Zuerst einmal macht er das Hören so zwanghaft oh oh, bloß nix verpassen und als zweites beschränkt er das Fühlen auf irgendwie schreckliche Folgen. Absolut hinderlich beim Vertrauen ins Leben.
2. „Kinder mit nem Willen, kriegen was auf die Brillen“ Ich war jahrelang Brillenträgerin. Darum hab ich vielleicht als Erwachsene sofort die Brille abgesetzt, damit ich endlich einen eigenen Willen entwickeln konnte.
Danke, Niels, Sprüche sind doch sehr erhellend!
Liebe Sybille,
ja auch diese Sprüche halten uns sehr zurück, schon fast gefangen…
Somit erlauben sich viele Menschen bis heute nicht etwas zu wollen und wissen daher nicht, was sie wirklich wollen.
Auch wenn es „gut gemeint“ war, doch es waren die Grenzen der anderen, die uns übergestülpt wurden.
Wir kommen zu uns, wenn wir uns davon befreit haben.
Lieben Gruß
Niels